MY TURN - Frauen mit Migrationserfahrung starten durch

Empowerment durch handwerkliche Angebote

Ein Holzworkshop im MY TURN-Projekt in Gießen

Mit dem „Holzworkshop für Frauen“ hat das MY TURN-Projekt „My Turn – Perspektive Beruf für Frauen mit Migrationsgeschichte“ in Gießen ein neues Angebot geschaffen, das mehrere Empowerment-Ansätze miteinander verbindet und Frauen auf innovative Weise anspricht. Der Projektträger, das Zentrum Arbeit und Umwelt - Gießener gemeinnützige Berufsbildungsgesellschaft mbH (ZAUG gGmbH), erprobte das neue Workshop-Format erstmals vom 8. bis 12. Juli 2024.

Ein innovatives Angebot im Rahmen von MY TURN

Der Holzworkshop wurde als Angebot des Frauencafés durchgeführt, das im Rahmen von MY TURN initiiert wurde, um Gießener Frauen mit Migrationserfahrung eine Plattform für Austausch zu bieten und niedrigschwellig Informationen und Inhalte zu vermitteln. Das Café ist als offenes Peer-to-Peer-Angebot konzipiert und steht allen interessierten Frauen offen. Mit dem Holzworkshop wurde nun erstmals ein handwerkliches Format getestet, um die Akzeptanz und Passgenauigkeit eines solchen Angebots zu ermitteln. Primäres Ziel war es, über die Vermittlung handwerklicher Fähigkeiten alltagspraktische Kompetenzen zu fördern und die Frauen in ihrer Selbstwirksamkeit zu stärken. In zweiter Linie ging es auch um die Erweiterung von Rollenbildern und des Berufswahlspektrums.

Der Kurs wurde in Zusammenarbeit mit der Gemeinwesenarbeit Eulenkopf des Caritasverband Gießen e.V. durchgeführt. Die Räumlichkeiten des Eulenkopfes boten mit einer kleinen Werkstatt und einem Sozialraum ideale Voraussetzungen für die Durchführung des Workshops. Durch die räumliche Verlagerung wurde zudem die Möglichkeit genutzt, das MY TURN-Projekt abseits des Hauptstandortes bekannt zu machen.

Schritt für Schritt zum eigenen Regal: Praktisches Lernen im Team

Der einwöchige Workshop fand an fünf aufeinander folgenden Vormittagen jeweils von 9.00 bis 12.00 Uhr statt. Insgesamt nahmen zehn Frauen teil, von denen keine über praktische handwerkliche Vorkenntnisse verfügte. Unter der Anleitung einer Projektmitarbeiterin, selbst eine erfahrene Schreinerin und Werkpädagogin, bauten die Teilnehmerinnen in Zweierteams Holzregale, die sie am Ende der Woche mit nach Hause nehmen konnten.

Zu Beginn des Workshops lernten die Frauen den Umgang mit verschiedenen Werkzeugen und erhielten eine Einführung in Arbeitssicherheit und Materialkunde. Am Ende der Woche wurden die Arbeitsergebnisse präsentiert und bei einem gemeinsamen Mittagessen die Woche reflektiert und abgeschlossen.

„Die Hauptmotivation der Teilnehmerinnen war es, alltagspraktische Fähigkeiten zu erlernen, ihre Deutschkenntnisse anzuwenden und neue Erfahrungen zu sammeln. Aber auch die Aussicht, etwas selbst herzustellen und mit nach Hause nehmen zu können, das sich auch wirklich nutzen lässt, hat die Frauen inspiriert“, so die verantwortliche Projektmitarbeiterin Dr. Frauke Voigt. Am Ende der Woche waren die Teilnehmerinnen stolz auf ihre handwerklichen Fortschritte und gaben an, sich nun zuzutrauen, ähnliche Projekte selbstständig durchzuführen. So berichtete eine Teilnehmerin, dass der Holzworkshop eine sehr nützliche Erfahrung für sie gewesen sei, weil sie gelernt habe, wie sie Möbel selbst reparieren könne. Der Erwerb handwerklicher Kompetenzen stärkte auch das Selbstbewusstsein der Frauen. So berichtete eine andere Teilnehmerin, dass sie ihrem Ehemann den Umgang mit neuen Werkzeugen erklären konnte.

 

 

Neue Erfahrungen und Erfolge stärken das Selbstvertrauen

Der „Holzworkshop für Frauen“ in Gießen ist auch ein Beispiel dafür, wie durch handwerkliche Angebote zentrale Schlüsselkompetenzen gefördert werden können. Die praxisnahe Vermittlung von Fähigkeiten fördert nicht nur das handwerkliche Geschick, sondern zeigt den Frauen auch, dass sie in der Lage sind, eigenständig Lösungen zu finden und umzusetzen. Sich selbst als kompetent und handlungsfähig wahrzunehmen, ist ein zentraler Aspekt des Empowerments und Ziel des MY TURN-Projekts.

Neben den handwerklichen Fähigkeiten spielte so auch die Förderung der Teamfähigkeit und Kommunikation eine zentrale Rolle im Holzworkshop. Die Teilnehmerinnen arbeiteten beim Bau der Regale in Zweierteams zusammen, was eine enge Abstimmung erforderte. Die gemeinsame Arbeit förderte den Austausch und die Kommunikation unter den Teilnehmerinnen, wodurch die Frauen auch ihre Sprachkenntnisse erweitern konnten. Ein weiterer wichtiger Nebeneffekt war die Förderung der Mobilitätskompetenz, da der Workshop nicht am gewohnten Projektstandort, sondern in den Räumlichkeiten des „Eulenkopf“ stattfand. „Einige Teilnehmerinnen mussten zum ersten Mal selbstständig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ihren Weg finden“, erläutert Dr. Frauke Voigt. „Damit knüpfte der Workshop auch an unser etabliertes Format Ausflüge mit dem Frauencafé an.“

Weitere Workshops sind fest eingeplant

Der Holzworkshop bot den Teilnehmerinnen die Möglichkeit, vielfältige Kompetenzen in einem geschützten Rahmen zu entwickeln und zu stärken und zeigte, dass handwerkliche Angebote eine sinnvolle Ergänzung zu bestehenden Empowerment-Maßnahmen sein können. Alle Teilnehmerinnen gaben ein durchweg positives Feedback und fühlten sich ermutigt, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Zudem wünschten sie sich weitere Angebote dieser Art.

Aufgrund der positiven Resonanz plant das Projekt den Workshop nun zukünftig halbjährlich an verschiedenen Standorten in Gießen und Umgebung anzubieten, um noch mehr Frauen zu erreichen und zu aktivieren.

Wenn Sie mehr über die Vorgehensweise im Projekt erfahren möchten, finden Sie die Kontaktdaten im Projektsteckbrief von „My Turn – Perspektive Beruf für Frauen mit Migrationsgeschichte“. Hier können Sie bei Interesse auch einen detaillierten Ablaufplan sowie eine Werkzeug- und Materialliste anfragen.

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