MY TURN - Frauen mit Migrationserfahrung starten durch

Lunch & Learn zum Thema „Ländliche Räume: Tickt hier die Uhr anders? Zielgruppenspezifische Herausforderungen und Chancen"

 

Beim 13. Lunch & Learn der Vernetzungsstelle MY TURN stand das Thema "Ländliche Räume“ im Fokus. Die Diskussionen, die durch einen Impuls von Christin Younso, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Migration Policy Research Group, eingeleitet wurden, beleuchteten die besonderen Dynamiken und Strukturen, die die Zukunftschancen von Geflüchteten in ländlichen Räumen prägen.

 

Herausforderungen in ländlichen Räumen

Die Impulsgeberin stellte anhand von Erkenntnissen aus dem Forschungsprojekt "Zukunft für Geflüchtete in ländlichen Regionen Deutschlands" und dem Programm "Land.Zuhause.Zukunft“ dar, wie Integrations- und Migrationsstrukturen in ländlichen Räumen funktionieren. Dabei wurden die Unterschiede zu städtischen Räumen herausgearbeitet und die Bedeutung lokaler Schlüsselpersonen für eine gelingende Integration betont. Auch das besondere institutionelle Gefüge zwischen Landkreisen und Kommunen und die sich daraus ergebenden Herausforderungen und Chancen wurden beleuchtet.
Von besonderer Relevanz für die Teilhabe von Geflüchteten in ländlichen Kommunen sind drei Schlüsselthemen: Mobilität, Soziales Wohlbefinden und Bleiben & Halten. Es wurde betont, dass Lösungen vor Ort entwickelt werden müssen und es nicht ausreicht, lediglich aus der urbanen Umgebung heraus in ländliche Kommunen hineinwirken zu wollen. Dies kann bspw. realisiert werden indem bestehende Anlaufstellen genutzt, Bündnisse mit den Kommunen geschlossen und Angebote gezielt beworben werden.

 

Praxisansätze und Empfehlungen aus den MY TURN-Projekten

Die Diskussion zeigte: Die MY TURN-Projekte nutzen vielfältige Ansätze, um die Teilnehmerinnen in ländlichen Regionen bestmöglich zu unterstützen. Sie bieten den Frauen beispielsweise die Möglichkeit, sich in Familienzentren oder ähnlichen Einrichtungen vor Ort zu treffen. Ein MY TURN-Projekt ist mit einem Beratungsbus im Landkreis unterwegs, um Teilnehmerinnen zu erreichen. Andere bieten Mobilitätstrainings oder Fahrradkurse an. Darüber hinaus finden die Ansprache potenzieller Teilnehmerinnen sowie einzelne Angebote wie Workshops oder Einzelberatungen teils auch im digitalen Raum statt.
In einigen Projekten fungieren ehrenamtliche Integrationsbegleiterinnen als Schlüsselpersonen. Auch sind die lokalen Vereinsstrukturen entscheidend und stellen eine wichtige Schnittstelle zu verschiedenen Netzwerken dar. Die Projekte arbeiten zudem eng mit verschiedenen Institutionen wie beispielsweise Familienzentren, Beratungsstellen, Kindertagesstätten und vereinzelt auch Grundschulen als Orte für Sprachangebote zusammen. Einige Projekte setzen auch muttersprachliche Lotsinnen als Schlüsselpersonen ein und bieten regelmäßige offene Sprechstunden an.
Es lässt sich festhalten: Die Vielfalt der Ansätze und die enge Zusammenarbeit mit den Akteuren vor Ort sind entscheidend für eine erfolgreiche Integration im ländlichen Raum. Durch den Austausch von Erfahrungen und Best Practices bot der 13. Lunch & Learn neue Impulse für die Arbeit der MY TURN-Projekte. Sie wurden ermutigt, ihre Beratungsansätze weiterzuentwickeln und den individuellen Bedürfnissen anzupassen.

 

Weiterführende Informationen:

  • Mehl/ Fick/ Glorius/ Kordel/ Schammann (Hrsg.): Geflüchtete in ländlichen Regionen Deutschlands (2023)
  • Forschungsprojekt: „Eine Bedarfs- und Entwicklungsanalyse zur Integrationsarbeit in ländlichen Räumen Baden-Württembergs“ (laufend bis 12/2025)
  • Forschungsprojekt: „Zukunft für Geflüchtete in ländlichen Regionen Deutschlands“ (2018-2021)
  • Schammann/ Bendel/ Müller/ Ziegler/ Wittchen: Zwei Welten? Integrationspolitik in Stadt und Land (2020)

Jetzt für den MY TURN-Newsletter anmelden!