Gelungene Integration sichtbar machen: MY TURN-Teilnehmerin beeindruckt Staatsministerin und Publikum beim Tag der offenen Tür der Bundesregierung
Einmal einen Blick hinter die Kulissen der Bundesregierung werfen: beim Tag der offenen Tür der Bundesregierung war das auch in diesem Jahr wieder möglich. Seit 1999 lädt sie jedes Jahr „zum Staatsbesuch“ ein, wie der Untertitel der Veranstaltung verrät. Bürger*innen erhalten an einem Wochenende im August freien Zugang zu normalerweise für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Regierungsgebäuden wie dem Bundeskanzleramt, dem Bundespresseamt sowie zahlreichen Ministerien. Informationsstände, Bühnenprogramme und Mitmachaktionen boten auch im Jahr 2025 wieder ein abwechslungsreiches Angebot für alle Interessierte.
Auch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) öffnete seine Türen für die Öffentlichkeit: Besucher*innen erhielten am 23. und 24. August 2025 nicht nur spannende Einblicke in die Arbeit des Ministeriums, sondern konnten auch direkt mit Vertreter*innen der Bundesregierung sowie Expert*innen ins Gespräch kommen, etwa zu zukunftsweisenden Themen wie Fachkräftesicherung, Inklusion oder dem Einsatz künstlicher Intelligenz am Arbeitsplatz.
Ein besonderer Programmpunkt widmete sich am Samstag der Frage, wie Integration gelingen kann. Unter dem Titel „Integration – Potenziale entfalten, Fachkräfte gewinnen“ hatte die Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Natalie Pawlik, das MY TURN-Projekt START aus Hannover eingeladen, um gemeinsam über Chancen, Herausforderungen und konkrete Erfolgsgeschichten des Programms MY TURN zu sprechen. Projektleiterin Aurora Meyring reiste hierfür zusammen mit Evgeniia Don-Zakharova, einer Teilnehmerin des Projekts, aus Niedersachsen an.

Vom Ankommen zum Durchstarten
Trotz wechselhaftem Wetter und einer kleinen regenbedingten Verzögerung lauschten zahlreiche Besucher*innen dem Gespräch im Innenhof des BMAS. Vor Publikum erzählte Evgeniia Don-Zakharova, die 2022 aus der Ukraine nach Deutschland floh, von ihrem beeindruckenden Weg. „Vor drei Jahren kam ich als Geflüchtete mit zwei Rucksäcken in Berlin an, musste mein Land verlassen, und konnte kein Deutsch“, begann sie ihre Ausführungen. Durch das MY TURN-Projekt START, das im Verbund der drei Träger International Rescue Committee (IRC) Deutschland gGmbH, Föderation Türkischer Elternvereine Niedersachsen e.V. (fötev e.V.) und dem Ukrainischen Verein Niedersachsen e.V. (UVN e.V.) umgesetzt wird, erhielt sie Orientierung. Ein dreimonatiges Praktikum beim Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V. eröffnete ihr erste berufliche Erfahrungen. Es zeigte ihr neue Möglichkeiten auf und bestärkte sie darin, langfristig Fuß auf dem deutschen Arbeitsmarkt fassen zu können. Durch eigene Recherche und mit Unterstützung des Projekts fand sie schließlich verschiedene passende Qualifizierungen. Dazu gehört auch die Qualifizierung zur interkulturellen Kompetenztrainerin, die die junge Frau im Winter beginnen wird. Parallel dazu startet sie bereits in Kürze eine 1,5-jährige Ausbildung zur sozialpädagogischen Assistentin bei der AWO – einer Organisation, die, wie Don-Zakharova betont, ganz ihren Werten entspricht. Doch damit soll der berufliche Weg von Evgeniia Don-Zakharova in Deutschland noch nicht beendet sein: Ihr Ziel ist ein Masterabschluss in Soziologie. Besonders freue sie sich darüber, in Deutschland so viele Chancen zur Weiterentwicklung gefunden zu haben. Abschließend wolle sie andere Frauen, die noch am Anfang ihres Weges in Deutschland stehen, ermutigen: „Nicht aufgeben, Neues wagen – dann öffnet sich ein Weg“. Das Publikum zeigte sich sehr beeindruckt vom Werdegang der jungen, energiegeladenen Frau.
Die Rolle von Netzwerken
Projektleiterin Aurora Meyring erklärte, wie das MY TURN-Projekt START über individuelle Förderung hinaus langfristige Strukturen für erfolgreiche Integration schafft. Sie hob hervor, dass Netzwerke entscheidend sind, um die Wirkungsmöglichkeiten des Staates zu vergrößern, was sich auch am Beispiel von Evgeniia Don-Zakharova aufzeigen ließ. Um Frauen in Jobs, Praktika oder Ausbildungsplätze zu vermitteln, brauche es verlässliche Netzwerke an Kooperationspartnern, erklärte Meyring. Diese Partner seien es auch, die dank ihrer langen Erfahrung im Themenfeld den Zugang des Projektes zur Community herstellen konnten, wodurch zahlreiche Teilnehmerinnen gewonnen wurden.
Meyring resümierte zufrieden: „Die Frauen scheinen sich im Projekt auch sehr wohlzufühlen, denn sie kommen wieder und bringen Freundinnen mit“. Dass Gleichstellung und die Verbesserung der Chancen zugewanderter Frauen für die Projektleiterin echte Herzensthemen sind, wurde sehr deutlich, als sie von ihrer Arbeit berichtete. Meyring verwies auf weitere Erfolgsgeschichten aus dem Projekt, unter anderem die einer ehemaligen Teilnehmerin, die mittlerweile selbst im Projekt angestellt ist, „da funktioniert die Integration durch das Projekt also ganz direkt“, schloss Meyring sichtlich stolz.
Politische Rückendeckung
Staatsministerin Natalie Pawlik knüpfte an diese Berichte an und machte deutlich, dass Programme wie MY TURN unverzichtbar für eine passgenaue Unterstützung sind, um zugewanderte Frauen über ihre Möglichkeiten zu informieren und sie zu stärken. Die Unkenntnis über die Funktionsweise des Systems und die Frage, wohin sie sich mit ihren Anliegen wenden können, sei ein großes Problem. „Integration ist nichts, was von selbst passiert“, so Pawlik, „es braucht funktionierende Strukturen, die dauerhaft und in der Fläche vorhanden sind und Menschen dabei unterstützen, dass Integration gelingen kann“. Besonders beim Thema Anerkennung von Abschlüssen wolle sie eng mit den Ländern zusammenarbeiten, um die Potenziale von Zugewanderten nicht ungenutzt zu lassen. Die Bedingungen für Frauen, explizit für Frauen mit Migrationsgeschichte oder Mütter, am deutschen Arbeitsmarkt teilzuhaben, seien besonders schwer. Staatsministerin Pawlik versprach dennoch, im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles zu tun, damit die Integration in Deutschland gelinge. Sie betonte zugleich, wie wichtig es sei, gelungene Beispiele wie das von Evgeniia Don-Zakharova in den Fokus der Migrationsdebatte zu rücken. „Sie können sehr stolz auf sich sein“, richtete sie sich an die junge Ukrainerin und forderte allgemein dazu auf, Integration nicht nur als Herausforderung, sondern auch als Chance für die Gesellschaft und als Antwort auf den Fachkräftemangel zu sehen.

Nach der Gesprächsrunde zeigten sich sowohl Evgeniia Don-Zakharova als auch Projektleiterin Aurora Meyring erfreut über die positive Resonanz des Publikums und die spürbare Anerkennung der Staatsministerin. Don-Zakharova betonte zudem ihre Dankbarkeit dafür, ihre Geschichte stellvertretend für so viele andere Frauen, die sich mit Mut und Engagement ihren Platz in der neuen Heimat erkämpft haben, erzählen zu dürfen.
Am Beispiel des Projekts START wurde am Tag der offenen Tür einmal mehr deutlich, wie die vielfältigen Beratungs- und Empowermentangebote der MY TURN-Projekte die Voraussetzungen dafür schaffen, dass zahlreiche Frauen die Hürden der Arbeitsmarktintegration erfolgreich meistern. Dass die Staatsministerin sich dafür Zeit nahm und die Bedeutung der Arbeit des Projektes ausdrücklich würdigte, zeigt: Die Arbeit der MY TURN-Projekte wird gesehen und stellt einen entscheidenden Baustein hin zur gelungenen Integration von geflüchteten Frauen in den Arbeitsmarkt dar.
Wenn Sie mehr über das Projekt START erfahren möchten, finden Sie die entsprechenden Kontaktdaten im Projektsteckbrief.