„Empowerment durch Vorbilder“: Wie Frauen neue Perspektiven gewinnen

Von der Hilfeempfängerin zur aktiven Gestalterin der eigenen Zukunft und mehr noch: zur Beraterin für andere Frauen. Denn ein Rollenwechsel kann neue Perspektiven eröffnen - im Leben und bei der beruflichen Orientierung. Diese Erfahrung machen die Teilnehmerinnen des MY TURN-Projekts „PerspektivLotsin. Chancen und Kompetenzen vereinbaren“ dank des Workshops "Empowerment durch Vorbilder".
Mit einem wertschätzenden Ansatz stärkt das Projekt das Selbstbewusstsein der Teilnehmerinnen und ermöglicht ihnen, ihre eigenen Kompetenzen zu entdecken und weiterzugeben. Wichtig sei dabei ein Umgang auf Augenhöhe: „Wir arbeiten Hand in Hand mit den Frauen, nicht von oben herab“, sagt Louisa Jacobsen-Angelakis, die das Projekt leitet. Es wird von der gemeinnützigen Gesellschaft Netzwerk Lippe in Detmold und an weiteren Standorten im Kreisgebiet durchgeführt.
Individuelle Antworten auf konkrete Fragen
Ein zentraler Ansatz des Projekts ist das Empowerment der Teilnehmerinnen durch Vorbilder aus ihren eigenen Communities. Migrantische Frauen, die bereits erfolgreich ihren Weg in den deutschen Arbeitsmarkt gefunden haben, teilen ihre Erfahrungen und dienen als Role Models. Durch diesen Peer-to-Peer-Austausch erhalten die Teilnehmerinnen nicht nur wertvolle Informationen, sondern auch Motivation und Zuversicht, ihren eigenen Weg zu gehen.
Nach dem Eintritt in das Projekt wird in Einzelgesprächen der persönliche Unterstützungsbedarf der Teilnehmerinnen ermittelt, um gezielt auf ihre individuellen Herausforderungen einzugehen. Anschließend entwickeln sie gemeinsam mit ihren Coaches maßgeschneiderte Strategien für ihren beruflichen Einstieg. Dabei geht es neben der Vermittlung von Wissen, auch darum, das Selbstvertrauen der Frauen zu stärken und sie zu ermutigen, ihre beruflichen Ziele aktiv zu verfolgen.
Ein besonderer Fokus liegt auf praktischen Fragen, die für den Einstieg in den Arbeitsmarkt entscheidend sind: Wie erstellen die Teilnehmerinnen erfolgreiche Bewerbungsunterlagen für eine bestimmte Stelle? An wen müssen sie sich wenden, um ihren Berufsabschluss anerkennen zu lassen? Wie finden sie einen Betreuungsplatz für ihre Kinder?

„Empowerment durch Vorbilder“
Durch individuelle Begleitung und den Austausch mit Frauen, die ähnliche Wege bereits gegangen sind, erhalten die Teilnehmerinnen konkrete Unterstützung und neue Perspektiven.
„Empowerment durch Vorbilder“ heißt der Workshop, bei dem ehemalige Teilnehmerinnen als Expertinnen und Referentinnen fungieren. Rund 20 Frauen nahmen an der letzten Veranstaltung dieser Art im Herbst teil, drei Referentinnen berichteten von ihren Erfahrungen.
Zunächst eine Frau aus Kasachstan, die in ihrer Heimat Sprachen und Lehramt studiert hatte und nun dank des Projekts als Schulbegleiterin arbeitet – ein erster Schritt zurück ins Berufsleben. Dann eine Frau aus Syrien, die mit Hilfe des Projekts den Weg in eine Ausbildung zur Erzieherin gefunden hat. Und das dritte Vorbild: eine Psychologin aus dem Team der „PerspektivLotsin“, eine besondere Erfolgsgeschichte des Projekts.
Die Psychologin ist selbst zugewandert und hat das Projekt zunächst als Teilnehmerin kennengelernt. Sie sah also von innen, wie „PerspektivLotsin“ funktioniert, ließ sich beraten, absolvierte ein Praktikum im Projekt und fand schließlich genau dort ihren ersten Job in Deutschland.
Die Referentinnen stellten ihre eigenen Erfahrungen auf dem Weg in den deutschen Arbeitsmarkt vor, berieten die aktuellen Teilnehmerinnen und beantworteten deren Fragen. Zum Beispiel: Wie lange hat das Bewerbungsverfahren gedauert? Welche Herausforderungen gab es? Wie sind sie damit umgegangen?
Für die Zuhörerinnen ist ein solcher Workshop nicht nur informativ, sondern vor allem motivierend. Viele Teilnehmerinnen fühlten sich durch die persönlichen Geschichten ermutigt, ihre eigenen Ziele entschlossener zu verfolgen. Sie bekamen konkrete Ideen, welche nächsten Schritte sie gehen könnten. Der Austausch in der Fragerunde wurde intensiv genutzt - auch eine Möglichkeit, erste Netzwerke zu knüpfen.
Louisa Jacobsen-Angelakis betont die zentrale Rolle des Veranstaltungsrahmens: Der Workshop findet in einem Konferenzraum statt, mit Rednerpult, im Stil einer offiziellen Sitzung. „Das ist repräsentativ“, sagt die Projektleiterin, „es geht um professionelle Arbeit, und das sollen die Frauen auch sehen“. Die Veranstaltung war so erfolgreich, dass der nächste Workshop bereits für das Frühjahr geplant ist.
Erfolge sichtbar machen
Derzeit werden 97 Frauen im Projekt „PerspektivLostin“ begleitet, bis Ende letzten Jahres wurden bereits rund 300 Frauen unterstützt. Es sei ein dynamisches Projekt, erklärt Jacobsen-Angelakis, die Teilnahme dauere in der Regel sechs Monate. Und der Bedarf ist da: „Das Projekt ist ein Selbstläufer, die Frauen kommen von sich aus, weil sie von anderen davon gehört haben und sich Unterstützung wünschen.“
Durch die große Beteiligung habe das Projekt auch ein weiteres Ziel erreicht, so die Projektleiterin: „Frauen mit ihren Erfolgen sichtbar zu machen, ein ganz anderes Bild zu vermitteln als das, das in der Öffentlichkeit vorherrscht“. Die Sichtbarkeit dieser Erfolge trägt dazu bei, Vorurteile abzubauen und die gesellschaftliche Wahrnehmung von Migrantinnen zu verändern.
Wenn Sie mehr über das Projekt „PerspektivLotsin. Chancen und Kompetenzen vereinbaren“ erfahren möchten, finden Sie die Kontaktdaten im Projektsteckbrief.