MY TURN - Frauen mit Migrationserfahrung starten durch

Erfolgreiche Kooperation des Düsseldorfer MY TURN-Projekts „Take off!“ mit IKEA: Gemeinsam auf dem Weg in den Beruf

Im Rahmen des MY TURN-Projekts „Take off! – Mein Weg ins Berufsleben“ finden Teilnehmerinnen in Düsseldorf ihren beruflichen Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt unter anderem bei IKEA. Wie es zu dieser erfolgreichen Zusammenarbeit kam, erzählen Henrike Mönnich-Romund und Irina Hoffmann vom Projektträger AWO Berufsbildungszentrum gGmbH im Interview.

Henrike Mönnich-Romund leitet das MY TURN-Projekt. An ihrer Arbeit schätzt sie besonders, die Erfolge der Frauen miterleben zu dürfen.

Irina Hoffmann begleitet die Teilnehmerinnen als Sozialpädagogin. Durch ihre eigene Migrationsgeschichte kann sie die Frauen auf besondere Weise ermutigen.

Wie kam es zur Zusammenarbeit zwischen Take Off! und IKEA?

Mönnich-Romund: IKEA Deutschland hat schon früh Kontakt zum Programm MY TURN gesucht und Interesse an einer Kooperation signalisiert. Über die Vernetzungsstelle MY TURN wurden dann elf Projekte zu einer gemeinsamen Online-Veranstaltung eingeladen, bei der IKEA seine Standorte vorstellte und direkte Ansprechpersonen benannte. Als die Anfrage kam, ob wir an einer Kooperation interessiert seien, haben wir sofort zugesagt.

IKEA Düsseldorf hat uns anschließend zu einem Treffen eingeladen, bei dem sich das Unternehmen noch einmal vorgestellt und die konkreten Bedarfe am Standort erläutert hat. Dort hieß es: Wenn wir passende Teilnehmerinnen haben, sollen wir uns gerne melden.

Dank der Offenheit von IKEA und weil wir dann selbst aktiv auf das Unternehmen zugegangen sind, um geeignete Teilnehmerinnen vorzuschlagen, kam die konkrete Zusammenarbeit zustande.

Was geschah nach der ersten Kontaktaufnahme durch das Unternehmen?

Hoffmann: Ich habe unseren Teilnehmerinnen zunächst vorgeschlagen, ein Praktikum bei IKEA zu absolvieren. Vier Frauen zeigten sofort Interesse. Diese Rückmeldung habe ich an die zuständige Kontaktperson bei IKEA weitergeleitet, deren Kontaktdaten ich bereits im ersten Gespräch mit dem Unternehmen erhalten hatte.

Wie ging es dann weiter?

Hoffmann: Wir haben gemeinsam Bewerbungsunterlagen erstellt und intensiv Vorstellungsgespräche geübt – mit jeder Teilnehmerin einzeln. Viele Frauen wussten gar nicht, wie ein Vorstellungsgespräch in Deutschland abläuft, da dies in ihren Herkunftsländern anders gehandhabt wird. Anschließend haben wir einen gemeinsamen Termin mit der Ansprechperson bei IKEA vereinbart.

Sind Sie gemeinsam zum Vorstellungsgespräch gegangen?

Hoffmann: Ja, genau. Wir waren alle gemeinsam bei IKEA. Ich war zur mentalen Unterstützung mit dabei. Danach musste ich zu einem weiteren Termin, habe aber am Abend jede einzelne Frau angerufen. Alle waren zufrieden – sowohl die Teilnehmerinnen als auch die Ansprechpartnerin von IKEA.

Was ist aus den Frauen dieser ersten Gruppe geworden?

Hoffmann: Die vier Frauen haben alle ein vierwöchiges Praktikum absolviert. Auf eigenen Wunsch haben drei von ihnen das Praktikum um weitere vier Wochen verlängert. Und sie wurden dann anschließend auch alle drei übernommen! Sie starteten zunächst mit befristeten Verträgen, die später aufgestockt wurden. Heute sind zwei von ihnen unbefristet bei IKEA im Verkauf beschäftigt. Und die dritte ehemalige MY TURN-Teilnehmerin absolviert aktuell bei IKEA eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik.

Ein großer Erfolg!

Mönnich-Romund: So kann es laufen, wenn ein Unternehmen offen und engagiert ist. IKEA hat sich mittlerweile als verlässlicher Partner etabliert.

Hoffmann: Wenn wir Frauen haben, die gut ins Profil passen, fragen wir immer zuerst bei IKEA an. Die Frauen fühlen sich dort sehr wohl. Sie berichten von einer unterstützenden Arbeitsatmosphäre, hilfsbereiten Kolleginnen und Kollegen sowie festen Ansprechpersonen. Es herrscht ein fast familiäres Miteinander.

Was würden Sie empfehlen, um solche Kooperationen für alle Seiten erfolgreich zu gestalten?

Hoffmann: Wichtig sind verbindliche Kontakte, ein persönliches Kennenlernen und regelmäßiger Austausch. Auch wenn einmal Kritik geäußert wird, sollte man offen zuhören – oft handelt es sich lediglich um Missverständnisse, die sich klären lassen, wenn man mit den Teilnehmerinnen spricht.

Mönnich-Romund: Ebenso entscheidend ist eine sorgfältige Vorauswahl. Es sollte gut überlegt sein, welche Frauen wirklich zum Unternehmen passen – nur so gelingt ein gutes Matching.

Welche beruflichen Hintergründe haben die Teilnehmerinnen?

Hoffmann: Die meisten Frauen haben Erfahrungen im Verkauf. Eine von ihnen hat beispielsweise Betriebswirtschaftslehre studiert und bereits Führungspositionen innegehabt. Wichtig ist, dass die Frauen verstehen, dass sie hier in Deutschland zunächst auf einer niedrigeren Ebene einsteigen – nicht sofort in den Positionen, die sie aus ihrem Herkunftsland kennen. Wenn sie jedoch ihre Deutschkenntnisse verbessern und sich im Unternehmen bewähren, können sie später auch bessere Verträge oder Positionen erreichen.

Gab es besondere Herausforderungen?

Hoffmann: Zu Beginn war es eine Herausforderung, die Frauen vom Nutzen eines Praktikums zu überzeugen. Viele hatten zunächst Bedenken, da es sich um unbezahlte Arbeit handelt. Ein hilfreiches Vorgehen, diesen Bedenken zu begegnen, ist der Austausch der Teilnehmerinnen untereinander: Denn wenn andere Teilnehmerinnen von ihren positiven Erfahrungen mit einem Praktikum berichten, hilft das sehr dabei, die anfängliche Unsicherheit abzubauen und andere Frauen zu motivieren, ebenfalls ein Praktikum zu machen.

Gab es auch positive Überraschungen?

Hoffmann: Ja, auf jeden Fall. Die Frauen konnten beispielsweise ihre Deutschkenntnisse im Arbeitsalltag außerordentlich schnell und effektiv erweitern, was sie sehr motiviert hat.

Welche Tipps würden Sie anderen Projekten noch geben, die Kooperationen mit Unternehmen aufbauen möchten?

Mönnich-Romund: Dranbleiben – das ist das Wichtigste. Unternehmen haben viele andere Themen im Blick. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig Kontakt zu halten und im Gedächtnis zu bleiben. Außerdem sollte man genau überlegen, welche Teilnehmerinnen wirklich geeignet sind.

Hoffmann: Nach einer erfolgreichen Vermittlung ist es entscheidend, in engem Austausch mit den Frauen und den Betrieben zu bleiben, damit beide Seiten nachhaltig voneinander profitieren können.

Herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg für Ihre Arbeit!

 

Wenn Sie mehr über das Projekt Take off! – Mein Weg ins Berufsleben erfahren möchten, finden Sie die entsprechenden Kontaktdaten im Projektsteckbrief.

Mehr über den erfolgreichen Weg einzelner Teilnehmerinnen und ihre Arbeitserfahrungen bei IKEA, erfahren Sie in einer Reportage im AWOspiegel (Ausgabe 1/2024).

 

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