MY TURN - Frauen mit Migrationserfahrung starten durch

„Job Talk“: Fit für den Berufsalltag und den Einstieg in den Arbeitsmarkt

Eine Brücke schlagen zwischen den vorhandenen Sprachkenntnissen von Frauen mit Migrationserfahrung und den Anforderungen der hiesigen Arbeitswelt - genau hier setzt das Kursangebot „Job Talk“ an.

Job Talk“ ist ein Angebot des Projekts MY TURN Paderborn-Höxter, das von der Gesellschaft für Projektierungs- und Dienstleistungsmanagement mbH (GPDM) in Kooperation mit den beiden Partnerorganisationen IN VIA Paderborn e. V. und der Fortbildungsakademie der Wirtschaft gGmbH durchgeführt wird.

Die Praxis macht den Meister - oder besser: die Meisterinnen!

Oft geht es um die kleinen, aber entscheidenden Herausforderungen des beruflichen Alltags: einem ratlosen Lieferanten am Telefon den Weg zu erklären oder unbekannte Sachverhalte schnell zu recherchieren, um die Kolleg*innen nicht zu häufig um Hilfe bitten zu müssen. „Job Talk“ bietet den Teilnehmerinnen die Möglichkeit, ihre kommunikativen Fähigkeiten gezielt an solchen Aufgaben zu erproben und zu verbessern - sei es am Telefon, per E-Mail oder im persönlichen Gespräch.

Zweimal wöchentlich treffen sich die zehn Teilnehmerinnen des Kurses nachmittags für zwei Stunden in den Räumlichkeiten der GPDM; jede hat einen eigenen Computerarbeitsplatz und E-Mail-Account. Der Kurs umfasst insgesamt acht Termine. Ergänzend finden weitere Veranstaltungen statt, die den Frauen eine Orientierung auf dem deutschen Arbeitsmarkt bieten und sie mit potenziellen Arbeitgebern in Kontakt bringen: Unternehmensbesuche sowie der direkte Austausch mit Unternehmensvertreter*innen im Kurs. Diese stellen offene Stellen im Büro- und Verwaltungsbereich vor, erläutern die entsprechenden Anforderungsprofile und beantworten Fragen der Teilnehmerinnen - etwa zu Themen wie Arbeitsverträgen, Vergütung oder Praktikumsmöglichkeiten.

Wer nimmt an „Job Talk” teil?

Die Teilnehmerinnen kommen aus verschiedenen Ländern - unter anderem aus der Ukraine, Syrien, Nordmazedonien, Ägypten oder Afghanistan. Sie sind zwischen 30 und 50 Jahre alt. Viele der Teilnehmerinnen haben in ihren Heimatländern in Bereichen wie Buchhaltung, Vertriebsinnendienst, Sachbearbeitung oder in Banken gearbeitet. Obwohl sie in Deutschland noch keine Berufserfahrung gesammelt haben, bringen sie wertvolle Qualifikationen mit. Zudem verfügen sie über ein Sprachniveau von B2.

Klassische Sprachkurse vermitteln den Frauen zwar allgemeine Sprachkenntnisse, bereiten sie aber oft nicht ausreichend auf die spezifischen Herausforderungen der beruflichen Kommunikation vor. Umso wichtiger ist es, ihnen die Möglichkeit zu geben, sich in einem geschützten Rahmen zu erproben.

 

Angestellte der Übungsfirma „Pen & Pencil

Für die Dauer des Kurses können sich die Frauen als Angestellte der fiktiven Firma “Pen & Pencil” ausprobieren und so praktische Erfahrungen im kaufmännischen Bereich sammeln. Sie erhalten konkrete Aufgaben, wie zum Beispiel die Organisation eines Delegationsaufenthaltes inklusive Hotelbuchung und Abendprogramm, die sie abwickeln müssen.

Im Rahmen der Übungen müssen die Teilnehmerinnen auch auf unerwartete Unterbrechungen reagieren, wie einen plötzlichen Anruf oder persönliche Anfragen. Eine weitere wichtige Übung ist der Umgang mit Kundenbeschwerden. Dabei nutzen die Teilnehmerinnen digitale Werkzeuge wie ChatGPT, um Argumente für den Umgang mit Beschwerden vorzubereiten, sich Anregungen für die Kommunikation zu holen und Fachbegriffe für den Kundenkontakt zu lernen. Dies stärkt ihre sprachliche Sicherheit und ermöglicht ihnen, souverän auf unterschiedliche berufliche Anforderungen zu reagieren.

Ein zentrales Ziel des Kurses ist es, die Selbstwirksamkeit der Teilnehmerinnen zu fördern. Sie sollen lernen, die zugänglichen KI als Lernmedium und darüber hinaus als Werkzeug zur Entwicklung ihrer beruflichen Kompetenzen zu nutzen.

Im Laufe des Kurses identifizieren sich die Teilnehmerinnen zunehmend mit ihrer Rolle als Mitarbeiterinnen der Übungsfirma. Während zu Beginn noch Unsicherheiten in der telefonischen Kommunikation spürbar sind - die Teilnehmerinnen meldeten sich oft mit zittriger Stimme - entwickeln sie zunehmend sprachliches Selbstvertrauen.

Mehr Chancen durch „Job Talk”: Neue Kurse und Erweiterungen

Als das Angebot für den ersten „Job Talk“-Kurs im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, war der Kurs innerhalb von zwei Tagen ausgebucht. Durch die Kooperation des MY TURN-Projekts mit den Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt des Jobcenters und der Agentur für Arbeit konnten viele interessierte Frauen erreicht werden. Das Angebot ist kostenlos, eine verbindliche Anmeldung ist jedoch erforderlich. Bisher wurden drei Kurse erfolgreich durchgeführt, die mit jeweils zehn Teilnehmerinnen voll ausgebucht waren.

Der nächste Kurs, der ebenfalls ausgebucht ist, beginnt im Februar 2025. Gleichzeitig startet ein neues Angebot: „Job Talk” - Soziale Berufe. Es richtet sich an Teilnehmerinnen mit einem B2-Sprachzertifikat, die im sozialen Bereich arbeiten möchten. Viele Frauen, die sich für “Job-Talk” interessieren, bringen bereits Qualifikationen aus ihrem Heimatland mit, zum Beispiel als Lehrerin, Erzieherin oder in der Arbeit mit Kindern. Aufgrund dieser Nachfrage wird nun ein entsprechendes Programm entwickelt.

Wenn Sie mehr über „Job Talk“ erfahren möchten, finden Sie die Kontaktdaten auf der Website des Projekts  und im Projektsteckbrief von MYTURN Paderborn-Höxter

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