Stark im Auftritt: Mit Performance-Training selbstbewusst ins Berufsleben starten
Wie bereite ich mich bestmöglich vor, um meine beruflichen Ziele zu erreichen? Das ist eine der zentralen Fragen vieler Teilnehmerinnen in den MY TURN-Projekten, und entsprechend auch der Mitarbeitenden, die sie begleiten. Dabei geht es nicht nur um das Schreiben von Bewerbungen und den Nachweis von Kompetenzen, sondern auch um überzeugendes Auftreten, um Körperhaltung, Stimme und Mimik, um das Selbstbewusstsein, das ausgestrahlt wird.
Aus diesen Überlegungen heraus sei die Idee für ein Performance-Training zur Steigerung des Selbstbewusstseins entstanden, sagt Bahar Köse, Leiterin des Projekts „Jetzt bin ich dran! Zugewanderte Frauen starten beruflich durch“. Das Projekt mit Sitz in Hamburg bietet das Training als Zusatzangebot im Rahmen des Kursprogramms und des Moduls Kommunikations- und Bewerbungstraining für seine Teilnehmerinnen an.
Herzstück des Seminars ist der praktische Teil: Für berufliche Situationen wie Vorstellungsgespräche oder die Kommunikation am Arbeitsplatz mit Vorgesetzten und Kolleg*innen sollen die Frauen auch hinsichtlich ihrer körperlichen, sprachlichen und mentalen Ausdrucksfähigkeit sowie ihrer Präsenz gestärkt und unterstützt werden.

Zentriert im Bewerbungsgespräch
Für die Durchführung des Seminars hat das Projekt einen externen Trainer mit pädagogischer und schauspielerischer Erfahrung engagiert. Beide Aspekte sind wichtig für das Training, das auf drei wesentlichen Säulen basiert: Atem-Körper-Stimmtraining, Mentaltraining und nonverbale Kommunikation.
Das Training setzt ganzheitlich an und beginnt mit Atem- und Stimmübungen und dem Bewegen, Spüren und Wahrnehmen im Raum in verschiedenen Körperhaltungen. Dazu gehört auch, die eigene Stimmlage auszuprobieren und sich zu trauen, laut und leise in den Raum zu sprechen. „In einem Bewerbungsgespräch sagt mein Körper schon viel, bevor ich überhaupt etwas verbal geäußert habe“, sagt Bahar Köse. Deshalb sei es eine gute Übung für die Frauen, im Rahmen der nonverbalen Kommunikation zu lernen, sich zu zentrieren, stabil und selbstbewusst zu stehen oder zu sitzen. Es sei zum Beispiel wichtig, mit beiden Füßen auf dem Boden zu stehen, den Boden genau zu spüren.
„Das gibt ein Fundament, eine Festigkeit, die die Person in ihrer Haltung dem Gegenüber wiedergibt“, sagt Bahar Köse. Die Teilnehmenden haben ihr nach dem Training zurückgemeldet, wie hilfreich das für ihre Bewerbung gewesen sei und wie sie das Gelernte in realen Situationen umgesetzt haben.
Während des Trainings werden auch konkrete Situationen nachgespielt, z. B. Telefonate oder Vorstellungsgespräche. Die Frauen schlüpfen abwechselnd in verschiedene Rollen und spielen eine Situation durch. Dabei sei es immer wichtig, auf die nonverbale Kommunikation sowie Atmung und Stimmlage zu achten, zum Beispiel zu lächeln. „Das merkt die Person gegenüber“, sagt Frau Köse, „es geht darum, welche Emotionen ich auf die andere Seite transportieren möchte“.
Sicherheit gewinnen, Stress abbauen
Die Teilnehmerinnen sind eine vielfältige Gruppe, sie kommen aus Ländern wie Afghanistan, Syrien, der Ukraine, Russland oder der Türkei. Ein Großteil von ihnen sind Mütter, zwischen 30 und 40 Jahre alt. Einige haben bereits Berufserfahrung in ihren Herkunftsländern erworben, andere haben keine schulische Ausbildung.
Ungeachtet bisheriger Erfahrungen kann die Teilnahme an einem Vorstellungsgespräch eine besondere Herausforderung darstellen, zumal sie im Falle der MY TURN-Teilnehmerinnen nicht in ihrer jeweiligen Muttersprache geführt werden. Deshalb wird jede Übung im Laufe des Performance-Trainings mehrmals wiederholt, um das Gelernte zu festigen und Sicherheit für die Praxis zu gewinnen.
Um Stress gezielt entgegenzuwirken, werden den Frauen im Training auch kleine mentale Übungen mitgegeben, z. B. sich in Stresssituationen durch Zählen abzulenken. Das Prinzip: Während man 1, 2, 3 zählt, konzentriert man sich auf etwas Einfaches, auf etwas ganz anderes und kommt bewusst aus der Stresssituation heraus. „Dazu habe ich explizit positive Rückmeldungen bekommen: Die Teilnehmerinnen benutzen solche Strategien nach dem Training, sie finden sie sehr hilfreich“, so Bahar Köse.
Das Training geht in die zweite Runde
„Die Frauen waren begeistert“, erzählt die Projektleiterin über das Ergebnis des ersten Performance-Trainings im vergangenen November. Mit der gleichen Struktur und dem gleichen Rhythmus geht das Training nun in die zweite Runde, die im April begonnen hat.
Wie beim ersten Mal sind auch jetzt 15 Frauen im Training, die sechs Wochen lang zweimal pro Woche einen ganzen Vormittag zusammenkommen. Wichtig sei auch, dass das Seminar als Gruppenformat entwickelt wurde, so Bahar Köse, damit die Frauen voneinander lernen und sich untereinander austauschen können. Reflexionsrunden nach den Übungen ermöglichen den Austausch von Erfahrungen, Erkenntnissen und Lernerfolgen.
Wenn Sie mehr über das Projekt „Jetzt bin ich dran! Zugewanderte Frauen starten beruflich durch“ erfahren möchten, finden Sie die Kontaktdaten und weitere Informationen im Projektsteckbrief.